Bauvorhaben

Umfangreiche archäologische Funde bei Bauarbeiten im Umfeld der St. Georgenkirche

Historische Funde werden dokumentiert

Parchim. Im Herzen der Kreisstadt Parchim gibt es derzeit umfangreiche Bauarbeiten rund um eines der Wahrzeichen der Stadt. Seit März 2025 lassen die Stadt Parchim, der Abwasserentsorgungsbetrieb und die Stadtwerke GmbH das gesamte Umfeld der St. Georgenkirche erneuern. Ziel der Baumaßnahmen im Georgenumfeld sind bessere Regen- und Schmutzwasserableitungen, neue Ver- und Entsorgungsleitungen sowie die denkmalgerechte Umgestaltung, um einen der ältesten Teile Parchims aufzuwerten. Die planerische Vorbereitung und die baulichen Maßnahmen entsprechen dem zurückhaltenden baulichen und städtebaulichen Anspruch des Kirchenumfeldes und erfolgen in enger Abstimmung mit dem Eigentümer der Flächen, der ev.-luth. Kirchgemeinde und mit den Denkmalschutzbehörden.

Ein Wahrzeichen Parchims: Die St. Georgenkirche im Stadtzentrum.
Ein Wahrzeichen Parchims: Die St. Georgenkirche im Stadtzentrum.

„Bereits im Vorfeld der Baumaßnahme war bekannt, dass sich auf dem Kirchhofgelände Bestattungen aus früheren Jahrhunderten befinden – vorrangig aus der Zeit nach dem Baubeginn der Kirche. Die Kirche wurde ab etwa 1270 auf den Resten des spätromanischen Vorgängerbaus von 1180 bis 1190 als dreischiffiger Backsteinbau im gotischen Stil errichtet und im Verlauf des 14. Jahrhunderts weiter ausgebaut. Bis etwa 1806 wurde das Umfeld der Kirche als Bestattungsort genutzt. Mit Beginn der jetzigen Erdarbeiten traten diese erwarteten Überreste nun sichtbar zutage, bisher über 60 Bestattungen. Sie spiegeln unter anderem die Begräbniskultur zurückliegender Jahrhunderte wider.“, teilen die beteiligten Archäologen mit.

Trotz sorgfältiger Planung überrascht die Vielzahl der vorgefundenen Grabstellen: „Der Umfang der archäologischen Begleituntersuchung durch ein Fachbüro übertrifft die Schätzungen aus der Planungsphase deutlich. Die sorgfältige Bergung und Untersuchung der aufgefundenen Skelette nimmt sehr viel Zeit in Anspruch. Gerade bei baulichen Eingriffen in Bereichen mit bekannter historischer Nutzung sind eine archäologische Begleitung und Dokumentation allerdings unerlässlich. Die baulichen Maßnahmen im Untergrund des Kirchenumfeldes führen zwangsläufig zur Zerstörung dieser historischen Substanz – etwa durch das Entfernen alter Fundamente des Vorgängerbaus oder die Entnahme menschlicher Überreste. Ohne fachgerechte Begleitung würden diese einzigartigen Quellen zur Stadtgeschichte vollständig verloren gehen. Die archäologische Untersuchung stellt daher sicher, dass die historischen Informationen dokumentiert, ausgewertet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden können.“, so die Archäologen weiter.

Mittlerweile haben die Funde Auswirkungen auf den Ablauf der Sanierung des Parchimer Georgenumfeldes. Der ursprünglich angedachte Fertigstellungstermin wird höchstwahrscheinlich nicht mehr zu halten sein. Trotz alledem unterstreichen die bisherigen Ergebnisse der archäologischen Begleitung die bauhistorische und geschichtliche Bedeutung des Georgenumfeldes. Sie zeigen auch, wie Bauprojekte und archäologische Facharbeit gemeinsam dazu beitragen können, das kulturelle Erbe einer Stadt sichtbar zu machen und dieses für zukünftige Generationen zu bewahren.